Kneipensterben: 7 Möglichkeiten für Betreiber um gegenzusteuern

Trotz des weitgehenden Endes aller Pandemiemaßnahmen geht das Kneipensterben in Deutschland ungebremst voran. Vieles dahinter liegt nicht in der Hand von Wirten. Dennoch gibt es manche Stellschrauben, an denen Sie drehen können. Anno 2013 gab es in Deutschland noch knapp 32.350 Schankwirtschaften. Dazu fast 1.830 Bars und zirka 5.340 andere getränkegeprägte Gastronomien. Macht ungefähr 39.500 Häuser zwischen Irish Pub und Studentenkneipe, die ihre Umsätze hauptsächlich durch (alkoholisch-) flüssige Bewirtung machten. Bis 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, konnte sich die Zahl dieser drei Gaststättenarten trotz aller Schwierigkeiten auf rund 38.000 steigern; wenngleich die klassischen Schankwirtschaften dabei trotzdem etwa 3.500 Häuser verloren. Dann kam jedoch Corona. Schon Ende 2020, das bislang (Februar 2023) finale Jahr der Betrachtung, war der Wert auf nur noch etwa 30.000 Betriebe geschrumpft. Allein bei den Schankwirtschaften gingen in einem Jahr etwa 6.000 zugrunde, wurde ein zuvor ungekannter Negativrekord von nur noch 22.550 Häusern erreicht. Um wie viele Betriebe das derzeitige Deutschland seitdem ärmer geworden ist, lässt sich ohne offizielle Zahlen nur schätzen. Jedoch dürften die Coronamaßnahmen von 2021 und 2022 und insbesondere die extrem gestiegenen Kosten und Inflationsraten des letztgenannten Jahres weitere Verheerungen angerichtet haben. Meist ist der Grund überall gleich: Die Gäste bleiben weg – aus unterschiedlichen Gründen, von denen die gestiegenen Lebenshaltungskosten nur einer unter vielen sind. Wenn Sie zu denjenigen Wirten gehören, die derzeit ebenfalls unter der Lage leiden, dann könnte es eine Option sein, in die Offensive zu gehen. Was Sie dafür beispielsweise tun könnten, zeigen wir Ihnen jetzt.

1. Nach Möglichkeit Außengastronomie inkludieren

Kneipen mögen vielerorts ihren Charakter als eine Art Wohnzimmer ihrer Gäste verloren haben. Dennoch ist es völlig unübersehbar, wie stark dabei Häuser ausgeklammert werden, bei denen die Gäste im Freien sitzen können. Sie selbst können es in Ihrer Stadt mit einem Blick erkennen, wenn die Sonne scheint dazu sind nicht einmal sonderlich attraktive Temperaturen nötig. Schon an sonnigen Februartagen lässt sich in manchen Häusern mit Außengastronomie kaum noch ein freier Stuhl finden. Je nach Wetterlage geht dies bis mindestens in den November hinein so weiter. Natürlich, der Klimawandel trägt sicherlich einen nicht zu vernachlässigenden Anteil daran. Allerdings sollte er kein Grund sein, in Ihrem Haus nicht ebenfalls über die Einführung dieses Konzepts nachzudenken. Zwar benötigen Sie naturgemäß verschiedene Genehmigungen und erst einmal eine freie Fläche. Diese muss sich jedoch nicht einmal zwingend direkt an Ihrer Gaststätte befinden. Vielleicht gibt es in der Nähe ja einen Park, Wasserlauf oder ein anderes attraktives Gebiet, um dort eine Art Biergarten für eine ausschließliche Freiluftnutzung zu eröffnen. Je nach Lage kann ein solches Freiluft-Konzept die Gästezahlen und den Umsatz merklich steigern – erst recht, wenn es vor Ort keine anderen Konkurrenten gibt.

2. Spielerische Konzepte integrieren

Warum sollen Menschen in Ihre Kneipe kommen? Wenn Ihre Antwort sich nur auf die Getränke und das Ambiente bezieht, könnte das zu wenig sein. Bedenken Sie nicht zuletzt: Die Zwangsschließungen während der Pandemie haben ein regelrechtes Revival der heimischen Kellerbar ausgelöst. Bier-Pong bei JGA geht immer! In gemütlicher Umgebung ein Feierabendbier genießen, das können viele Menschen mittlerweile zuhause – obendrein zu höchstwahrscheinlich deutlich günstigeren Preisen. Nein, wenn Sie heute mehr Kunden anlocken möchten, müssen Sie Ihnen zusätzliche Gründe geben. Einer davon können verschiedene spielerische Aktivitäten sein:

  • Kneipenspiele: Primär ist damit die Riege der bekannten Klassiker zwischen Darts und Flipper gemeint. Es können jedoch ebenso Brettspiele sein, Armdrücken, Dinge wie Beer Pong oder letztlich sogar Videospiele. Etwa Retro-Spielekonsolen.
  • Pub-Quiz: Die aus britischen Pubs stammende Tradition von die gesamte Gästeschar umfassenden Quiz- und Rätselspielen, bei denen es deutlich mehr um die Ehre als um wertvolle Preise geht. ​
  • Spielewettbewerbe: Beispielsweise Poker-Turniere oder ähnliche Matches, an denen viele Menschen teilnehmen können.
  • Krimidinner: Das grundsätzliche Konzept lässt sich definitiv nicht nur in Speisegaststätten umsetzen. Insbesondere, wenn es Ihnen gelingt, Ihre Gaststätte für derart spielerische Konzepte bekannt zu machen, können Sie durchaus auf viele neue Stammgäste hoffen – übrigens nicht nur unter einer eher jugendlichen Klientel.

3. Gäste aktiv partizipieren lassen

Normalerweise ist das Verhältnis zwischen Kneipier und Gast von einem eher einseitigen Dienstleistungscharakter geprägt – der mit den Stammgästen redende Wirt hinter der Theke einmal ausgenommen. Gerade heute, wo das Thema Interaktivität und Erlebnis bei vielen Menschen einen so hohen Stellenwert bekommen hat, ist das aber oftmals zu wenig. Der Gast nicht mehr nur als reiner Konsument, sondern als jemand, der in irgendeiner Weise das Vorgehen in „seiner“ Kneipe mitgestalten kann. Das könnte folgendermaßen aussehen:

  • Die Möglichkeit, sich als „Gast-Wirt“ ebenfalls hinter dem Tresen zu versuchen. Wahlweise für alle Gäste oder nur die Gruppe am eigenen Tisch.
  • Kursabende. Natürlich sind hier diejenigen Wirte im Vorteil, die bereits Erfahrungen im Mixen von Drinks haben. Allerdings sind hier ebenso noch andere Herangehensweisen denkbar. Etwa zum Thema Bierbrauen oder selbst banal anmutenden Dingen wie dem professionellen Zapfen eines Hopfengetränks.
  • Getränkewettbewerbe nach dem Vorbild eines großen Schnellrestaurants. Heißt, Gäste können eigene Vorschläge für Drinks (oder Speisen) einreichen. Diese werden dann von der Mehrheit bewertet und anschließend für einen limitierten Zeitraum ins Sortiment aufgenommen.

Wie bei allen Veranstaltungen mit Event-Charakter, so sollten Sie natürlich hier ebenfalls auf eine konstante Regelmäßigkeit achten. Nichts sollte dementsprechend nur einmalig stattfinden.

4. Rallyes und ähnliche Thementage organisieren

Prinzipiell stehen alle Gastwirte einer Region in Konkurrenz zueinander. Wenn allerdings alle vor demselben Problem schwindender Gästezahlen stehen, kann dies durchaus Grund genug sein, um sich mit ihnen zusammenzutun. Das Prinzip ist Ihnen vielleicht geläufig: Kneipenrallyes, Barathlons und ähnliche Namen. Happy New Year! Party in Hamburg Das Programm ist immer ähnlich: Mehrere Schankhäuser schließen sich zusammen, um für einen speziellen Tag ein aufeinander aufbauendes Themakonzept anzubieten. Das soll nicht nur generell Gäste anlocken, sondern diese dazu motivieren, ein möglichst umfassendes Bar Hopping zu betreiben. Nicht zuletzt, wenn Sie in einer Hochschulstadt residieren, bietet sich diese Vorgehensweise sogar regelmäßig an – immer dann, wenn neue Semester in die Stadt ziehen.

5. Den schönen Künsten Raum geben

Nein, keine Sorge. Damit meinen wir nicht, Sie sollten Ihre Kneipe regelmäßig für Kunstausstellungen öffnen (zumindest nicht, sofern Sie das nicht möchten). Künste sind im Sinn dieser Zwischenüberschrift etwas kneipentauglicher gedacht:

  • Der Klassiker: Regelmäßige Auftritte von Bands und Einzelkünstlern; sehr gerne Talente aus der Region. Platz ist dafür selbst in der kleinsten Bar.
  • Generell künstlerische Nachwuchswettbewerbe; mitunter sogar über mehrere Runden ausgelegt. Hierzu sollten Sie unbedingt mit den für Kunst und Kultur zuständigen Behörden in Kontakt treten. Mitunter lassen sich hierbei Synergieeffekte erzielen – oder Sponsorings beschaffen.
  • Open-Mic- bzw. Offene-Bühne-Veranstaltungen. Ihre Bühne steht also jedem für einen begrenzten Zeitraum offen. Typischerweise gibt es dabei bis auf ein Verbot von Diskriminierung und Hetze keine Limitierungendessen, was getan oder gezeigt werden darf.
  • Poetry- und Comedy Slams, also literarische Wettbewerbe, gegebenenfalls der humorigen Art. Im Unterschied zum Open Mic erfolgt hier stets ein Voting – das jedoch prinzipiell schon anhand von Lautstärke und Dauer des Beifalls durchgeführt werden kann. Last, but not least, muss hier natürlich auch die klassische Karaoke-Night genannt werden. Sie funktioniert erfahrungsgemäß am besten, wenn Sie sie in den Rahmen eines größeren Events integrieren. Etwa zusammen mit den erwähnten „Gast-Wirt“-Veranstaltungen.

6. Der Liebe eine Chance geben

Das Internet mag das Thema Dating tiefgreifend verändert haben. Allerdings nicht ganz so, wie es manche sich vielleicht wünschen. Denn mit dem Aufstieg von Dating Sites und -Apps stieg ebenso die Zahl von Menschen, die eher unfreiwillig allein durchs Leben gehen – nicht nur Männer. Das erstes Date in Hamburg: Ideen und Tipps für die Wahl der Location. Mitunter können Sie mit Ihrem Betrieb dagegen angehen, indem Sie spezielle Events ausrichten, in dem es nur um „analoges“ Dating von Angesicht zu Angesicht geht. Das können klassische Single-Abende sein. Ebenso sind neuere Konzepte wie Speed Dating denkbar. Hauptsache ist, der Anlass zieht möglichst viele einsame Herzen an – und bringt sie idealerweise zusammen. Übrigens: Mit einer gewissen Portion Zynismus könnten Sie das Thema ebenso umgekehrt aufziehen. Regelmäßige Events für Menschen, die frisch verlassen wurden oder sich getrennt haben.

7. Feste feiern, wie Sie fallen

Wenn Ihre Kneipe in einer allgemein west- und südwestdeutschen Umgebung residiert, werden Sie vermutlich kaum umhinkommen, „jedes Jahr im Winter“ das Thema Karneval beziehungsweise Fastnacht anzusprechen – in vielen Großstädten sogar fernab des Rheins. Falls bei Ihnen danach jedoch eine lange Periode der Normalität bis zu solchen Veranstaltungen wie „Tanz in den Mai“ ansteht, ignorieren Sie die riesige Menge seriöser und weniger ernstgemeinter Feiertage in aller Welt. Etwa der dritte Januar, Tag des Strohhalms und somit eine ideale Gelegenheit, einen Themenabend rund um Cocktails und Longdrinks zu machen. Oder der 23. April, der Tag des deutschen Bieres, der geradezu danach schreit, mit Beer Tastings und ähnlichen Aktionen zelebriert zu werden. Tatsächlich ist fast jeder der 365 Tage im Jahr mit einem ähnlichen Feiertag bedacht. Und es braucht bloß Ihre Kreativität, um ihn zum Anlass zu machen, Ihre Kneipe zu besuchen.

Mit Liebe gemacht in Hamburg-Barmbek.

Lass uns Freude bleiben!