Bauernregeln als Wetterregeln – was ist wirklich dran?

Nichts ist für den Bauern so unberechenbar wie das Wetter, das wussten schon unsere Vorfahren. Bauern beobachteten deshalb schon zu allen Zeiten die Natur ganz genau und sammelten jahrhundertelang ihre Erfahrungen in Form von so genannten Bauernregeln.

Das Wetter ist im Leben eines Bauern das Wichtigste überhaupt, denn eine reichhaltige Ernte ist abhängig vom Zusammenspiel der Naturelemente zum richtigen Zeitpunkt. Unsere Vorfahren beobachteten diese Zusammenhänge und nutzten sie für gezielte Wettervorhersagen. Da sie meistens in der Regel nicht lesen und schreiben konnten, reimten sie, um sich die Regeln besser merken zu können.

Donnert’s durch den kahlen Wald, wird’s noch mal sehr kalt.
Dreht mehrmals sich der Wetterhahn, so zeigt er Sturm und Regen an.
Gewitter ohne Regen ist ohne Segen.

Die ersten Wetterregeln dieser Art findet man schon vor 2000 Jahren. Da die Menschen damals noch keine Messgeräte zur Verfügung hatten, beobachteten sie den Himmel und die Reaktionen der Pflanzen und Tiere. Im Mittelalter wurden Heilige mit dem Wetter in Zusammenhang gebracht, weil die Menschen die Tage der Heiligen aus dem Kirchenbesuch kannten. Nach der bekannten Bauernregel “Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz” wusste man, dass es bis zu diesen Eisheiligen noch frieren konnte und man das Saatgut oder Pflanzen erst danach in die Erde bringen durfte.

Aber haben die Bauernregeln überhaupt eine Gültigkeit oder basieren sie auf dem Aberglauben der Menschen? Meteorologen haben mit neuen Computerprogrammen ihre Gültigkeit untersucht und stellten fest, dass viele dieser traditionellen Regeln ihre Berechtigung haben. Sie konnten u. a. feststellen, dass die alte Bauernregel “Wenn Schwalben niedrig fliegen, wird man Schmuddelwetter kriegen.

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Fliegen sie bis in die Höh’n, bleibt das Wetter noch recht schön” stimmt. Es liegt nicht etwa daran, dass Schwalben das Wetter riechen oder fühlen können, sondern dass sie Fliegen als Nahrung aus der Luft schnappen und fressen. Wenn die Luft feuchter wird und der Wind stärker weht, ziehen es Insekten mit ihren empfindlichen Flügeln vor, niedriger zu fliegen, so dass die Schwalben dadurch auch gezwungen sind, niedriger zu fliegen. Demnach sind Fliegen die eigentlichen Wetterpropheten. Bauernregeln sind meistens astrologisch geprägt und orientieren sich am Jahreslauf. Grob lassen sie sich in vier verschiedene Kategorien einteilen.

Astrologische Weisheiten und Erntevorhersagen

Die astrologischen Bauernregeln haben größtenteils ihren Ursprung in der Antike. Durch die Christianisierung der Germanen oder durch die zunehmende Popularität der Astrologie seit dem 11./12. Jh. kamen sie nach Deutschland. In der Bauernpraktik von 1508 und Reynmanns Wetterbüchlein finden sich die ältesten deutschen Sammlungen von Bauernregeln.Bei diesen Vorhersagen gibt es Monats- und Wochentagsregeln, darüber hinaus Lostage wie z. B. Siebenschläfer. Ein Teil dieser zu den jeweiligen Tagen gereimten Bauernregeln hat durchaus seine Gültigkeit, besonders der Johannistag und Weihnachten, weil hier mit der Sonnenwende auch ein Wetterwechsel verbunden ist.

Meistens spielt bei den in den Reimen verwendeten Zahlen die Zahl 40 eine große Rolle. Interessant ist auch, dass bei Bauernregeln, die an Lostage anknüpfen, der Cäsarische Kalender zugrunde liegt. Das bedeutet, dass man zu den heutigen Tagen 12 bis 13 Tage hinzuaddieren muss. Ein Beispiel für diese Art von Vorhersagen ist die Siebenschläfer-Regel “Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag”.

Witterungsbedingte Bauernregeln

Zu ihnen gehören die Wind-, Blitz und Donnersprüche. Ein Beispiel ist die RegelDreht mehrmals sich der Wetterhahn, so zeigt er Sturm und Regen an”. Bei diesen Regeln spielen vor allem die Wettererscheinungen wie Regen, Wind, Blitz, Donner und auch Regenbögen eine große Rolle.

Beobachtung von Pflanzen und Tieren

Bei diesen Vorhersagen wird ganz genau die Pflanzen- und Tierwelt beobachtet und daraus werden Rückschlüsse über künftige Ereignisse gezogen. “Kommen aus Norden die Vögel an, will die Kälte uns schon nah’n” ist eine solche Bauernregel, die auf der Beobachtung des Verhaltens von Tieren beruht.Die Bauernregeln sind auch heute noch beliebt und im 100jährigen Kalender zusammengefasst. Sie waren Jahrhunderte lang eine zuverlässige Natur- und Wetterbeobachtung.